Kategorie: Geschichte
Geschichte der Männerfeuerwehr
Unsere Fahrzeuge





Unsere Handdruckspritze
Die Handdruckspritze der Männerfeuerwehr trägt das Baujahr 1885 und die Nummer 1304 des Herstellers Louis Tidow aus Hannover-Badenstedt, der dort von 1860 bis 1900 Feuerspritzen herstellte. Sie befindet sich in einem guten, unrestaurierten Originalzustand und ist nach wie vor voll funktionsfähig.
Das Gesamtgewicht beträgt ca. 3t. Die Bedienung der Zwei-Kolben-Schwengel-Handpumpe erfolgt über Pump-Schwengel. Es können ca. 300–400l Wasser pro Minute gefördert werden.
Die Beladung besteht aus drei je 2,60m langen Saugschläuchen, einem Saugkorb, zwei Strahlrohren, und einem Einreißhaken. Die Hanfdruckschläuche mussten stets feucht gehalten werden, denn nur dann waren sie dicht.
Im Jahre 1926 wurde die Freiwillige Feuerwehr Bortfeld mit einer bespannbaren Motorspritze ausgestattet, so dass die Handruckspritze fortan der Freiwilligen Männerfeuerwehr zur Verfügung stand. Sie musste erst mit Pferden bespannt werden, bevor vom Feuerwehrhaus an der Langen Straße/Hohe Worth die Fahrt zur Einsatzstelle beginnen konnte.
Heutzutage zeigen wir unser historisches Fahrzeug bei öffentlichen Vorführungen oder im Rahmen des Umzuges anlässlich des Volks- und Schützenfests Bortfeld.
Entwicklung seit 1945
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges beschloss die Gemeinde für die Freiwillige Feuerwehr im Jahre 1954 die Anschaffung eines motorisierten Löschfahrzeuges. Beginnend im Jahr 1959 wurde ein neues Feuerwehrgerätehaus für diese Wehr geplant und 1962 am Polterdamm/Am Zimmerplatz gebaut. Zur Verbesserung der Ausrüstung diente die 1968 angeschaffte neue Tragkraftspritze.
Im Jahr 1968 erledigte die Freiwillige Männerfeuerwehr an ihrem Gerätehaus erhebliche Renovierungsmaßnahmen in Gemeinschaftsarbeit, die Materialkosten trug die Gemeinde, die Arbeit machten die Feuerwehrkameraden. Am 13.10.1969 übergab der Bürgermeister eine neue Tragkraftspritze, TS 8/8 Fabrikat Ziegler mit VW-Motor. Die Freiwillige Männerfeuerwehr bekam damit erstmals ein neues Gerät. Die Ratsherren hatten dem Antrag stattgegeben, denn die Ersatzteilbeschaffung für die alte Spritze war nicht mehr möglich. Durch diese Neuanschaffung war der Bestand der Freiwilligen Männerfeuerwehr weiter gesichert.
Im Jahre 1971 meldete die Gemeinde dem Landkreis als Vorhandenes für Feuerlöschzwecke:
Unterflurhydranten, Feuerlöschteich, Wasser des Stichkanals, zwei Wehren mit 135 Mitgliedern, davon 92 aktive Kameraden.
Im Jahre 1973 feierte die Freiwillige Feuerwehr ihr 100jähriges Jubiläum im größeren Stil, und sie erhielt ein gut ausgerüstetes Gruppenlöschfahrzeug; das LF 8 auf Opel-Fahrgestell, welches am 16.01.1995 der Freiwilligen Männerfeuerwehr übergeben wurde. Am amtlichen Kennzeichen mit den Buchstaben „BS“ war noch ablesbar, dass die Beschaffung erfolgte, als es den Landkreis Braunschweig noch gab.
Die Gebiets- und Verwaltungsreform brachte 1974 allerlei Neuerungen. Der Landkreis Braunschweig wurde aufgelöst. Die bis dahin selbstständige Gemeinde Bortfeld kam als Ortschaft Bortfeld in die neu gebildete Gemeinde Wendeburg, die seitdem dem Landkreis Peine angehört. Zu dieser Gebiets- und Verwaltungsreform haben die beteiligten Gemeinden einen Gebietsänderungsvertrag abgeschlossen. In den vorangegangenen Verhandlungen hatte Wilhelm Rischbieter – Bortfelds Bürgermeister von 1972 bis 1974, anschließend bis 2002 Ortsbürgermeister – darauf bestanden, die Feuerwehren in Bortfeld in der bisherigen Form zu belassen. Eine wichtige Entscheidung! Schließlich sollte die Freiwillige Männerfeuerwehr nicht aus Gründen der Kostenersparnis wegrationalisiert werden.
Die Freiwillige Männerfeuerwehr hatte 1976 ihr 90jähriges Bestehen. Zuvor hatte die Braunschweiger Zeitung/Peiner Nachrichten in der Heiligabend-Ausgabe 1975 ihren Leserkreis mit einem größeren Artikel über die besondere Tradition im Bortfelder Feuerwehrwesen informiert. Zu dieser Zeit war diese Wehr aber auch schon außerhalb von Bortfeld tätig, sie nahm selbstverständlich – wie andere Wehren – an Gemeinde- und Kreiswettkämpfen teil. Vordere Plätze ließen sich erringen. Der bislang größte Erfolg gelang 1976 in den „brandneuen“ Kombi-Anzügen bei den Kreiswettkämpfen in Gadenstedt: Mit 460,5 Punkten den ersten Platz in der Gruppe TSA (= Tragkraftspritzenanhänger) und damit den 6. Platz in der Gesamtwertung von 95 Gruppen.
Als die Freiwillige Feuerwehr Zweidorf von der Gemeinde Wendeburg 1980 mit einem neuen Fahrzeug ausgerüstet wurde, kam der dort freiwerdende Ford FK1000/TSF im April 1980 zur Freiwilligen Männerfeuerwehr. Erstmals ein Kraftfahrzeug!
Mit einer großen Feier beging die Freiwillige Feuerwehr 1983 ihr 110jähriges Bestehen. Der darüber verfasste Zeitungsbericht, Braunschweiger Zeitung/Peiner Nachrichten v. 07.03.1987, enthält als Titel einen mehr scherzhaft, aber dafür oft gebrauchten Ausspruch des damaligen Ortsbrandmeisters Benno Zoch: „Wir sind so viele, dass wir jedes Feuer mit den Füßen austreten könnten.“ Diesen bedeutungsvollen Satz haben die Verantwortlichen der Gemeinde gern zur Kenntnis genommen, jedoch die beiden darin enthaltenen Aussagen
getrennt gewertet.
Der erste Teil des Satzes – „Wir sind so viele“ – verdeutlicht, dass es sich um eine mitgliederstarke Wehr handelt, es herrschte damals kein Personalmangel. Und auch heute stimmt diese Aussage. Es gibt Feuerwehrkameraden in großer Zahl, das ist eine sehr erfreuliche Tatsache. Der zweite Teil des Satzes – „dass wir jedes Feuer mit den Füßen austreten könnten“ – gibt natürlich sehr zu denken. Man kann sich einen solchen Vorgang ja bildlich vorstellen. Die heutigen Feuerlösch-Ausrüstungen müssten danach doch von ganz anderem Aussehen sein.
Bei allem Ernst, der im Auftrag der Feuerwehren enthalten ist, gibt es immer wieder gern wahrgenommene festliche Anlässe. So feierte die Freiwillige Männerfeuerwehr 1986 ihr 100jähriges Bestehen, eine große Schar von Gratulanten fand sich dazu ein.
Der 24.02.1990 war ein ganz besonderer Tag für die Männerfeuerwehr, an jenem Tag fand die Einweihung des total renovierten Feuerwehrhauses statt, viele Arbeitsstunden hatten ein schmuckes Haus als Ergebnis. Am 05.05.1990 wurde ein „Tag der offenen Tür“ gestaltet, die Bevölkerung zeigte großes Interesse. Nach der „Wende“ am 09.11.1989 kam es auch auf Feuerwehrebene sehr bald zu Kontakten in das Gebiet, welches vorher oft als „drüben“ bezeichnet wurde: Kameradinnen und Kameraden aus Möser bei Magdeburg kamen 1990 erstmalig zu Besuch.
Im August 1990 fand ein Wechsel des Fahrzeuges statt. Nunmehr hatte auch die Freiwillige Feuerwehr Meerdorf von der Gemeinde Wendeburg ein neues Fahrzeug erhalten, der dort entbehrlich gewordene Ford Transit TSF kam nach hier. Es ergab sich damit ein technisch verbesserter Stand. Der bisher von der Männerfeuerwehr benutzte Ford FK1000 wurde weitergegeben an die Jugendfeuerwehr Neubrück.
Der 16.06.1995 war ein sehr wichtiger Tag für die Feuerwehrkameraden und den Feuerschutz in Bortfeld. Die Freiwillige Feuerwehr Bortfeld übernahm das von der Gemeinde Wendeburg beschaffte neue Fahrzeug LF8/6. Am selben Tag übernahm die Freiwillige Männerfeuerwehr Bortfeld das Gruppenlöschfahrzeug LF8 auf Opel-Fahrgestell.
Am 02.02.2002 – nach vielen Arbeitsstunden war es geschafft – präsentierte die Männerfeuerwehr ihr renoviertes Feuerwehrhaus, nunmehr sogar mit einer Toilette ausgestattet. Die Leistungen und die verbesserten Möglichkeiten waren wieder einmal ein Gewinn für das kameradschaftliche Miteinander.
Nachdem das seit 1995 benutzte Opel-Fahrzeug aus dem Jahr 1973 nicht mehr einsatzfähig war – ist die Freiwillige Männerfeuerwehr nunmehr seit 2005 mit einem Mercedes 310 TSF ausgerüstet. Die Anschaffung dieses Fahrzeuges geschah auf dringende Anregung der Wehr. Die Anschaffungskosten in Höhe von 13.000,- € wurden durch die Wehr aus eigenen Mitteln und Spenden getragen. Auch die Gemeinde Wendeburg beteiligt sich mit 2.500,- €.
Ur-Statuten
An
Herrn Gemeindevorsteher Wolter
In Bortfeld
Das Anschreiben
Herzogliche Kreis-Direction
Braunschweig, den 18. November 1899
Braunschweig
Journ. Nr. 18331
Hiermit eröffne ich Ihnen, daß die unter dem 11. November hier eingereichten “Statuten der freiwilligen Männer-Feuerwehr in Bortfeld” mit der Maßgabe genehmigt wurden und auch für diese Wehr die Bestimmungen des Feuerhülfgesetzes vom 2. April 1874 Nr. 16 bindend sind. Insbesondere hat die Feuerwehr nach §11 des angeführten Gesetzes jährlich mindestens 6 Übungen abzuhalten und Gemäß §18 Absatz 5 des cit. Gesetzes sich beim Ausbruch eines Schadensfeuers im Orte Bortfeld dem Bereichshauptmann zu unterstellen. Endlich ist auch die Wahl des obersten Führers zwecksbestätigung desselben anher anzuzeigen (vergl. §11 des cit. Gesetzes). Anliegend erhalten Sie ein mit der Genehmigungsklausel versehenes Exemplar der fw. Statuten zurück.
Lagerfeld
Die Statuten (3–5)
§ 1
Der Dienst der freiwilligen Männer-Feuerwehr ist nur für die Gemeinde Bortfeld bestimmt.
§ 2
Mitglied der freiwilligen Männerfeuerwehr kann jeder in Bortfeld wohnhafte, geistig und körperlich gesunde, unbescholtene, verheiratete Mann werden. Es findet die Aufnahme durch Abstimmung der Mitglieder statt.
§ 3
Die freiwillige Männerfeuerwehr ist 40 Mann stark, hat einen Führer, einen Viceführer, zwei Spritzenmeister, einen Rohrführer, zwei Steiger und einen Kassierer. Es sind dieselben von den Mitgliedern zu wählen.
§ 4
Jedes Mitglied hat den Anordnungen des Führers, bei dessen Abwesenheit, denen des Viceführers Folge zu leisten; Widerstand wird bestraft.
§ 5
Der Vorstand besteht aus 8 Mitgliedern, den Vorsitz hat der Führer, bei dessen Abwesenheit, der Viceführer, zu leiten.
§ 6
Der Austritt ist mit 1/4jähriger Kündigung bei dem Führer, jedem gestattet.
§ 7
Jedes Mitglied ist verpflichtet, bei den Generalversammlungen zu erscheinen.
§ 8
Jeder von den Mitgliedern hat alle zwei Monate 50 Pfennig in die Vereinskasse zu zahlen.
§ 9
Wer sich ohne Erlaubnis einer Übung, sowie der Generalversammlung entzieht, verfällt in eine Strafe von 30 Pfennig, bei genügenden Gründen findet Berücksichtigung statt.
§ 10
Bei einem Schadenfeuer in Bortfeld hat sich jedes Mitglied bei seiner Spritze zu stellen, und darf ohne Erlaubnis seinen Posten nicht verlassen.
§ 11
Verstirbt ein Mitglied, oder Ehrenmitglied der Feuerwehr, so ist jeder verpflichtet demselben das letzte Ehrengeleit zu geben.
Entschuldigungen sind nur zulässig bei Krankheit oder gerichtlichen Vorladungen, andernfalls wird eine Strafe von 1,50 Mark erhoben.
§ 12
Wer sich dreimal hintereinander ohne Erlaubnis Übungen, sowie der Generalversammlung entzieht, scheidet aus dem Verbande der Feuerwehr aus, hat aber die rückständigen Monatsgelder kostenfrei dem Kassierer einzusenden. Krankheit, sowie Sterbefälle in der Familie finden Berücksichtigung.
Alle Ämter sind Ehrenämter, es bleibt der Inhaber bis zu seinem freiwilligen Austritt im Amte, falls keine Ungehörigkeiten vorkommen.
§ 13
Das Abzeichen ist Eigentum der freiwilligen Männer-Feuerwehr es ist beim Austritt aus der Feuerwehr gegen den Betrag von 40 Pfennig an den Komandoführer zurückzugeben.
§ 14
Mit dem Eintritt verpflichtet sich ein jeder diesen Statuten Folge zu leisten.
Vorstehende Statuten werden hiermit genehmigt unter den in dem Schreiben vom 18. November 1899 näher angegebenen Bedingungen
Braunschweig,den 18. November 1899
Herzogliche Kreisdirection
(Siegel)
Langerfeld
(Anmerkungen zur buchstabengetreuen Abschrift: In eckigen Klammern stehen Hinzufügungen und Erläuterungen. Überflüssige Buchstaben sind mit geschweiften Klammern eingefasst. Der § 7 ist zwei Mal aufgeschrieben, hier lediglich ein Mal. Der Begriff „Männer-Feuerwehr“ ist auf diese Schreibweise vereinheitlicht.)
Entstehung
1886 – 125 Jahre – 2011
Mit dem Gesetz, das Feuerhülfswesen betreffend vom 2. April 1874, handelte das Herzogtum Braunschweig
fortschrittlich. Das umfangreiche Gesetz enthielt auch die Vorschrift, dass in allen Gemeinden Freiwillige Feuerwehren gebildet werden sollten. In einigen Gemeinden des Herzogtums bestanden zu dem Zeitpunkt bereits Freiwillige Feuerwehren, so auch in Meerdorf (1872) und in Bortfeld (1873). Das Protokollbuch des Gemeinderates Bortfeld enthält: „Gemeinderatssitzung am 1sten Juni 1873. … In heutiger Sitzung wurde der Beschluß der Feuerwehr. …“ – Die Freiwillige Feuerwehr Bortfeld wurde jedoch bereits am 01.03.1873 gegründet.
Am 31.07.1876 kam es in Bortfeld im Bereich Osterworth-Bortfelder Straße-Schmiedestraße zu einem Großbrand, der 7 Häuser vernichtete, 21 Familien wurden obdachlos. Spielende Kinder hatten mit Streichhölzern gezündelt. Etwas Stroh – das als Einstreu für einen Stall vorgesehen war – hatten sie angesteckt, das Feuer geriet ihnen außer Kontrolle und griff auf das Stallgebäude über. Schnell wurde die Freiwillige Feuerwehr Bortfeld alarmiert. Das Feuer entwickelte sich zu einem Großbrand – mehrere Häuser mit Stroh als Dacheindeckung fingen schnell Feuer. Weitere Freiwillige Feuerwehren aus Nachbarorten wurden alarmiert, schließlich waren 22 Feuerwehren mit vielen 17 Kameraden im Einsatz. Die Feuerwehren waren aus: Bortfeld, Bettmar, Denstorf, Groß Gleidingen, Harvesse, Klein Gleidingen, Lamme, Lehndorf, Ölper, Sierße, Sonnenberg, Sophiental, Timmerlah, Vechelde, Veltenhof, Völkenrode, Wahle, Watenbüttel, Wedtlenstedt, Wendeburg-Zweidorf (gemeinsame Wehr der beiden Gemeinden), Wendezelle und Wierthe.
Das Großfeuer vom 31.07.1876 mag der Anlass gewesen sein, Überlegungen hinsichtlich einer zweiten Feuerwehr anzustellen. Am 23.01.1886 kam es dann dazu: Die Freiwillige Männerfeuerwehr Bortfeld wurde gegründet. Zwei Feuerwehren in einem Ort, das ist sicherlich eine Besonderheit. Die Herzogliche Kreisdirektion Braunschweig hatte keinen Einwand und genehmigte am 18.11.1899 die Statuten (= Satzung).